Wintertreyben2009

Inhalt:

1. OT-Bericht von Doc
2. IT-Bericht von Henny
3. IT-Bericht von Bertholt von Graustein
4. OT-Bericht von Fuchs

OT-Bericht von Doc alias Docatius Viator

Diesmal gibt es leider nur einen OT-Bericht, aber immerhin… besser als nix. Hoffe ich.

Jede Reise beginnt mit einem Anfang. Pünktlich um zehn am Dienstag fuhr ich zu Hause in OHZ los, hintendran mein Gepäck und das von Langoras und meinen Hänger, der länger ist als mein Auto. Dann Domi abholen (und Gepäck), dann weiter und Niki (und Gepäck) und Chris (und Gepäck) abholen. Die beiden haben, das muß man lobend erwähnen, nie gemeckert, daß sie über sieben Stunden (je auf Hin- und Rückfahrt) auf den klapp-“Kindersitzen” meines Autos Platz nehmen mußten. Überhaupt bin ich heilfroh, daß mein 14 Jahre alter RAV4 alles gut überstanden hat, immerhin ist der Zahnriemen schon 190.000 km alt… toi toi toi. Aber wie immer hat das wackere alte Stahlross die ganze Strecke klaglos überstanden.

Als erstes suchten wir uns mal einen Stau, in dem wir ein Stündlein herumstanden. Nach nur zweieinhalb Stunden hatten wir bereits 80 km zurückgelegt. Nach weiteren drei Stunden recht normaler Fahrt kamen wir dann in ein Schneegestöber, und kaum weitere zwei Stunden später waren wir da. Die letzten 15 km über Serpentinen und winzige Dorfsträßlein hatten erheblichen Unterhaltungswert. Inzwischen stockdunkel, Schneesturm, eisige steile Straßen, 4 Personen im Auto, etwa eine Tonne Hänger hintendran - da konnte der Allrad mal zeigen, wozu er gut ist. Wir haben die Burg tatsächlich lebendigen Fußes erreicht, ohne uns, das Auto, Passanten oder Viehzeug zu zerknittern.

Die Burg sieht fürwahr aus, wie eine Burg aussehen soll. Und auf einem Berge lag sie auch noch, so daß man vom Turm einen fantastischen Ausblick auf den Nebel hatte. Siehe Fotos. Man konnte die Nebelschwaden tatsächlich einzeln über das Land ziehen sehen, sehr eindrucksvoll.

Die nächsten zwei Tage spare ich mir mal weitgehend, weil sie im Grunde nur aus Aufbau bestanden - was bedeutete, daß sich die Anwesenden (Lars, Henni, Fuchs, Olli, Jan, Niki, Chris, Ulla, Domi und ich) bis zur Grenze der physischen Erschöpfung verausgabten. Bis auf Chris, der kann ackern und ackern und wirkt nicht mal müde (neidisch bin). Auf den Fotos sieht man ja den einen oder anderen Vorher/Nachher Effekt, was allerdings den dazu nötigen Aufwand nicht mal ansatzweise wiedergibt. Chris hat beispielsweise mal eben so zwischendurch fast alleine die 50 Stühle für die Taverne aus dem Keller geholt - und da führt eine laaaange Treppe hinunter und wieder hinauf (Dungeon).

Als die ersten Spieler schon anreisten, waren ich und Domi irgendwie noch immer nicht ganz mit der Taverne fertig, aber irgendwie haben wir es denn ja doch noch hinbekommen.

Ich war ja als Tavernenknecht mit null Erfahrung da (der Ersatz für den Ersatz) und bin heilfroh, daß Domi mit von der Partie war, denn ohne die wäre ich voll vor die Wand gelaufen. Die hatte nämlich einerseits einiges an Erfahrung im Gepäck, und kann andererseits enorm zupacken, wenn es sein muss. (knuddel)

Es war erst eine IT-Bezahlung der Getränke angedacht, doch steigert es den Bespaßungsfaktor nicht gerade, wenn man für jedes Getränk extra Schlange stehen muss, und so wurde kurzerhand in Abwesenheit des Grafen beschlossen, daß er alle eingeladen hat, auf seine Rechnung zu saufen. ;) So konnte man nämlich alle bleifreien Getränke (außer Tee) als Kannen einfach zur Selbstbedienung bereitstellen. Domi hat mir noch beigebracht, wie man Tee kocht (heißes Wasser rein, Teebeutel rein, fertig. Faszinierend.)

Die Taverne war kalt. WIRKLICH kalt! Wir haben den Kühlschrank wieder abgeschaltet, weil es darin wärmer war als draußen. Ursprünglich war eines von diesen gasbetriebenen Turbinengebläsen geplant, um die Taverne vorzuheizen, aber das gab kurz vor dem Con den Geist auf, und das elektrische 9 kV Heizgebläse, das als Ersatz dienen mußte, war wohl geringfügig überfordert. Und daß am Montag die Heizung der Burg ausfiel und Dienstag nur sporadisch laufen wollte, war auch nicht gerade hilfreich. Naja, Larhgoten sind ja ein robustes Völkchen. Dafür gab es auf dem Herrenklo ein Harry-Potter-reifes Waschbecken.

Vom Plot haben wir da unten nicht allzuviel mitbekommen, aber doch so viel, daß es mehr als genug zu tun gab. Ich hoffe, irgendwer verfasst hierzu noch einen schönen IT-Bericht. Am zweiten Tag kam der Graf abends zu mir und teilte mir mit, daß ich ab sofort vom Tavernendienst befreit sei. Er hatte so lange bei der Orga gewettert, daß er seinen Knappen wiederhaben wolle, bis die nachgegeben haben. Der Graf fühlte sich massiv ausgelastet. ;) Mein erster Auftrag kam mir dann auch gleich wie ein Mordauftrag vor, denn ich sollte in der Taverne herumsitzenden Niki (naja, den von ihm gespielten NSC) im Brunnen verschwinden lassen. Allerdings war er unsterblich (oder zumindest untot), bärenstark und konnte giftig beißen. Ritter Edin, Cho, Harald und ein riesiger Söldner sollten mich dabei unterstützen. Nach kurzem IT-Gespräch mit diesem Untoten war klar, daß man ihn nicht friedlich unter einem Vorwand vor die Tür würde locken können, allerdings war bekannt, daß er jeden in wilder Raserei angreifen würde, der den Namen Blutschild erwähnen würde (Anastasius hatte das schon überaus heftig mitbekommen). Der Plan war also, daß jemand den Untoten reizen und dann zum Brunnen locken würde. Die anderen sollten sie dann oben in der Ruine beim Brunnen erwarten. Da die anderen den Untoten schon in Aktion erlebt hatten, war ich der einzige Freiwillige, und so fragte ich höflich, ob der Herr denn der von Blutschild sei, und er ging ab wie ein Zäpfchen. So weit lief der Plan gut. An der Tavernentür stelle ich aber dann fest, daß diese zu statt auf war, und daß sie auch noch nach innen aufging. Dumm gelaufen. Als ich mich vom Untoten wieder losgerissen hatte, sauste ich hinauf in die Ruine - und außer mir und dem Untoten war keiner da. Oh oh. Ich flüchtete weiter irritiert um den Brunnen herum, aber da kamen dann doch noch hilfreiche Hände aus der Dunkelheit, weitere aus der Taverne hinterher, und schwupps lag der Untote im Brunnen und das dicke Eisengitter darüber wurde wieder verschraubt. Auftrag von insgesamt 5 Personen erledigt. Im Nachhinein flachsten wir noch mit Niki und erfuhren so, daß er längst über die ganze Sache bescheid gewußt hatte, daß er mich freundlicherweise nicht gebissen hatte, als er mich an der Tavernentür erwischte, und daß er sich große Mühe geben mußte, mich nicht vor der Ruine einzuholen, während ich möglichst langsam lief und mich immer wieder umsah, um sicherzugehen, daß er mir überhaupt folgte. ;)

Mein nächster Auftrag war, die alten Schriftrollen aus dem Geheimarchiv im Keller zu bergen und zu sichten. Mit einem ganzen Knäul von Bewaffneten wagten wir uns hinunter und schleppen alles, was wir finden konnten (natürlich nichts ohne Handschuhe angefasst) nach oben in die Bibliothek. Neben allerlei Pornografie und lästerlichem Geschwätz über die Adeligen Larhgos vergangener Zeiten fanden sich auch uralte Gerichtsakten, deren Inhalt mir aber nichts Sinnvolles verriet, da mir die richtigen Namen fehlten. Zum Glück war aber auch der Quintaner Anastasius dabei, der sich damit auskannte, und so kamen wir wieder ein Stückchen weiter, wohin auch immer.

Danach sollte noch getanzt werden - und das wurde auch ein gar lustiges Spektakel. Ich spielte auf, bis mir der Sack glühte, und das Volk tanzte munter und fröhlich herum. (Tourdion, Chapelloise, Branle des Chevaux, Shiarazula, und nochmal Chapelloise). Darauf folgte das Basteln der Masken, was mir jedes mal ein klein wenig besser gelingt als im Vorjahr, und alsbald wanderten wir zum Wintertreyben-Feuer. Es folgte die unvermeidliche Knuddelorgie mit herzlichen Glückwünschen und Absingen der üblichen Lieder am wärmenden Feuer - so richtig schön Friede, Freude, Eierkuchen eben. :)

Graf Langoras rief gleichermaßen beseelt von Cron wie Irr´shin dazu auf, das Dungeon zu durchforsten, woraufhin die von einem langen Tage ermatteten SL vermutlich die Füße über dem Kopf zusammenschlugen, und es rotteten sich tatsächlich sogleich einige Streiter zusammen und warfen sich in Blech und Kette. Vor der Dungeontür warteten dann an die sieben Recken mit Waffengeklirr auf die Bibliothekarin mit dem Schlüssel, die dann zurecht darauf hinwies, daß keiner der Helden daran gedacht hatte, eine Laterne mitzubringen. Es war draußen so dunkel, daß sie ohne Licht nicht mal den richtigen Schlüssel für die Tür finden konnte, und drinnen war es RICHTIG finster.

Die Taverne blieb relativ leer (wohl wegen der Kälte), einige feierten lauthals beim Feuer weiter, und andere rätselten wohl in der (warmen) Bibliothek herum, und ein paar ganz Unverdrossene spielten Wikingerschach im Dungeon, denn statt Waffengeklirr schallte bald das Klackern von Holzklötzchen aus der Finsternis herauf.

Mangels weiterer sinnvoller Tätigkeit verzog ich mich dann wieder in die Taverne, um die arme Domi zu unterstützen, die da nun alleine vor sich hin werkeln musste. Wie sie es schaffte, immer fröhlich zu wirken, obwohl sie in Wirklichkeit längst irgendwo zwischen halb tot und ganz tot war, weiß ich auch nicht. Gegen halb drei machten wir den Laden erst mal dicht.

Für den nächsten Tag habe ich keinen genauen Ablauf mehr im Kopf. Er fing jedenfalls spät an und fand für mich erst mal in der Taverne (klar Schiff machen) statt. Irgendwann nach dem Essen kam jedenfalls auch die neuste Ausgabe der “Antwort” (alle Ausgaben hier) auf den Tisch. OT war die kritische Berichterstattung natürlich klasse, aber IT hatten sie den Bogen denn doch überspannt. Seine Majestät waren not amused, und auch der Graf grollte. Flugs beauftragte mich der Graf, die niedere Gerichtsbarkeit wahrzunehmen und stellte mir noch Ritter Elder als Berater zur Seite. So führte ich dann meine erste Verhandlung (naja, eher ein Verwaltungsakt mit Anhörung) im Zimmer der Redaktionstäter und verurteilte sie alle zu je drei Stockhieben. Das Urteil wurde umgehend in der Krypta der Ruine vollstreckt.

Zudem gab es da noch Dokumenten-Fragmente in einem Kästchen zu sichten. Das waren zum einen die zerrissenen Reste eines Briefes an das Triumvirat, und zum anderen zerfledderte Gedichte eines ziemlich zerrütteten Geistes.

Zwischendurch krabbelte ich auch noch im Dungeon durch irgendeine Röhre in einen Raum, in dem sich bereits Kämpfer und Magier gegenseitig auf die Füße traten, und so machte ich mich, von so viel geballter Kompetenz umgeben, bald wieder vom Acker, um woanders nützlich zu sein. In der Taverne schaute ich noch bestens unterhalten einer größeren Runde (12 Mann?) zu, die Werwolf spielte. Dann kam auch noch Jan runter und brachte zwei große Kannen heißen Kakao mit, ein absolutes Highlight in dem kühlen Gemäuer (schlürf).

Am letzten Tage schließlich machte ich vor dem Frühstück noch die Tavernenabrechnung und nach dem Frühstück haute mir der Graf das Schwert um die Ohren, ich bekam von Henni eine gescheuert und ich war Ritter. :)

Dann war Aufräumen angesagt. Packen, einsortieren, abbauen, putzen, abwaschen, fegen, Taverne abbauen, und so weiter. Gegen 15 Uhr saßen wir dann endlich im Wagen Richtung Heimat. Auf halber Strecke fing es an zu schneien, bis wir etwa 200 km vor Bremen schließlich zeitweise mangels Sicht anhalten müßten. Nachdem ich das Eis von den Scheibenwischern geklopft hatte, tuckerten wir mit 60 km/h weiter über die breite, weiße, undefinierbare Piste nach Norden. Nachdem ich meine Passagiere im spiegelglatten Bremen ausgesetzt hatte, war ich schließlich um 23h zu Hause.

Fazit : wenn ich je wieder auf die Idee kommen sollte, Taverne zu machen - bitte erschießt mich. :) Toller Aufwand von der Orga, viiiiel Plot, keine Sekunde Langeweile, und ich vermute beinahe, daß die Spieler fürbaß zufrieden sind. Ich hatte jedenfalls den Eindruck, daß mein kleiner Beitrag dazu (Taverne) funktioniert hat, und für Domi noch einen Extraknuddel. :)

Weitere Berichte zum Wintertreyben 2009 werden normalerweise in diese Seite mit eingebaut, und sehr erbetene Kommentare, Berichte, Annekdoten, Kritiken, Lob usw. kann man im Wiki auf dieser Seite anfügen.

– Langschwert 2010-01-04 16:15


IT-Spielbericht zum “Larhgo 11 1/2 - Wintertreyben 09/10” von Henny alias Eulalia Winter, Bibliothekarin und Verwalterin von Burg Hohen-Richtstetten

Eigentlich führe ich nie Tagebuch und eine Chronik gab es schon seit den glorreichen alten Tagen der Richterdynastie nicht mehr, denn es war stets ruhig hier auf der Burg Hohen-Richtstetten, doch die aktuellen Geschehnisse nötigen mich nun doch dazu, einen Bericht über diese wahrlich turbulenten Tage zu verfassen, in denen Graf Langoras ut Hilgenloh von Ludwigstein das diesjährige Wintertreyben im Jahre 16 nach York mit allerlei Gästen hier verbrachte.

Nun zuerst einmal kurz zu mir und diesem Orte hier. Mein Name ist Eulalia Winter, schon seit Generationen lebt meine Familie hier und übergab das Amt der Bibliothek und Verwaltung von der Mutter zur Tochter. Als meine Ur-Großmutter noch jung war, da diente ihre Mutter unter dem letzten Richter dieser Burg Hohen-Richtstetten. Eine uralte Burg neben einer noch viel urälteren Ruine. Die Richterdynastie zu Schöffenhouven-Bluthschildt übte seit sechs Generationen Amt und Würden der Hohen Gerichtbarkeit, auch Blutsgerichtbarkeit genannt, aus - und dann war mit dem Tod des Richters Humboldt Wegerich zu Schöffenhouven- Bluthschildt, dem Jüngeren und dem Aufstreben der Burg Ludwigstein alles vorbei und wir gerieten in Vergessenheit. Bis die Kartographierer des Herrn Grafen kamen und der Graf sich entschloss das Wintertreyben hier zu feiern. Nun denn…

Mittwoch, der 30. des dritten Monats Crons im Jahre 16 n.Y., der Tag vor dem Wintertreyben

Der Morgen begann ruhig, was mir sehr entgegen kam, hatte ich doch noch zwei Bücher zu restaurieren, in dem Herbarium musste ich die entwendeten Bilder nachzeichnen, das Buch der Vornamen musste neu gebunden werden, woraufhin ich sogleich meine Heftlade aufstellte. Gegen Mittag traf der Herr Graf Langoras ein und am frühen Nachmittag dann die ersten Gäste. Der werte Docatius, der schon am Tag zuvor eintraf, richtete den ehemaligen Schankraum wieder zu einer gemütlichen Taverne ein, doch kalt wars in dem Gemäuer dort unten. Es fällt diesen Winter sehr fiel Schnee und mit der Kälte können wir wohl Frosthier Konkurrenz machen. Für die Küche hatten wir Hilfe bekommen von den Gebrüdern Zech, wohl Zwillinge, die ihren Vornamen aber ständig tauschen und für Irrungen sorgen, sie kommen aus dem Gut Moorende am Ludwigsteiner Mühlenmoor, wo dereinst König Lorjak gekrönt wurde. Nun gut, sie machten das Essen und jedermann mundete es.

Die ersten Gäste – es befanden sich unter ihnen der König, Ritter Edin aus Frosthier, Ritter Elder aus Gerland, weitere larhgotische Gäste, aber auch ein reisender Ritter, reisende Elben, eine Gruppe ausländischer Reporter und durch Larhgo reisende Magier, die meinten, dies sei ihr zweites Wintertreyben und sie seien gerne in unseren Landen – sahen sich auf der Burg um und einige fanden auch den Weg in meine Bibliothek. Sie interessierten sich sehr für die Geschichte dieses Ortes und bestaunten die Gemäldegalerie aller Richter der alten Dynastie, die auf dem Flure hing und das Wappen mit dem Bluthschild im Regalienfeld.

Noch war es ruhig, doch dann plötzlich des Nachts geisterten ein Mann und eine Frau durch unsere Flure und betraten auch meine Bibliothek. Noch nie hatte es hier gespukt und nun schritten gleich zwei geisterhafte Gestalten durch die Gemäuer. Sicher haben die Gäste sie mitgebracht. Seitdem passierten sowieso seltsame Sachen. Mir kam später zu Ohren, daß an jenem Abend oder in der Nacht einige der Gäste Träume oder Visionen hatten. Ich hörte außerdem, daß das Zaubern hier wohl nicht ganz funktionierte, weil immer irgendetwas passierte oder schiefging. Doch glaubte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, daß es an diesem Orte läge, sondern eher die Unfähigkeit der arkanen Künstler war. Das Rätsel der Spukgestalten konnte sich noch keiner erklären und eine Gruppe ausländischer Reporter, die ihre mobile Druckerpresse dabei hatten, brachten daraufhin eine kleine Zeitschrift mit den aktuellsten Geschehnissen heraus: die Antwort nannte sich das Blatt. Was aber darin stand war nicht immer richtig, denn hatten die Gäste wohl einiges zu den Geschehnissen und den larhgotischen Bräuchen in den falschen Hals bekommen. Doch sollte uns der Spuk erst mal noch nicht stören, waren die meisten Gäste doch müde von der langen Reise und gingen schließlich zu Bette, ebenso tat ich es.

Donnerstag, der 31. des dritten Monats Crons im Jahre 16 n.Y., der Tag des Wintertreybens

Der Vormittag begann mit dem Frühstück und die Gäste hatten sich schon gut eingelebt. Der Bote von der frosthierer Post kam vorbei und brachte Briefe, wie auch den Schreyhals. Der Schreyhals war interessant, stand darin doch, daß auf der Burg Ludwigstein Mysteriöses geschah und Magie nicht funktionierte. Aha, dachte ich mir sogleich, dann liegt es wohl weder an uns noch an der Unfähigkeit der Magier. Der Wirt, der ja mit seiner Taverne als Hülfspoststelle galt, bekam ein Päckchen mit den vom Schreyhals beworbenen Offenen Karten und Bildpostkarten zum Anbieten. Der Bote geriet sodann auch gleich in Aufruhr. Zum einen fragte er mich nach einem der Dörfler, der hier ein und ausging, der Bauer Zacharias Zänk und war außer sich. Er behauptete dieser hätte sich als Gerhard Zech, einem Cousin der Gebrüder Zech ausgegeben, um unrechtmäßig an eine an die Zechs gerichtete Karte – sie schrieben sich wohl selber eine offene Karte – zu gelangen. Sofort klagte er beim Grafen. Zum anderen hörte ich später, daß einige der Gäste, acht an der Zahl, einen Brief erhielten, der androhte, sie wären vergiftet worden und sollten nun ein Spiel gegeneinander spielen und somit um das Gegengift kämpfen. Das Spiel selber habe ich nicht zu Augen bekommen, es handelte sich wohl um ein Kartenspiel namens „Weltenreise“, das aus mehreren Wettbewerben und Kämpfen bestand. wie ich aber hörte, verweigerte die Obrigkeit das Spielen und ließ die armen Leute wohl eher sterben. König und Graf blieben da eisern und ließen nach einer anderen Lösung suchen. Auch der fahrende Ritter, dessen eine Magd betroffen war, sagte, er ließ sie lieber sterben. Denn man wisse ja nicht, ob mit dem Spiel nicht ein Dämon gerufen werde.

Derweil suchte der anwesende Quintaner Anastasius nach einem angeblichen Schwarzmagier Hagen, derjenige, der die acht Leute wohl vergiftet hätte, und glaubte auch, ihn gefunden. Er ließ fragen, ob er eine Mauer in der Ruine eintreten dürfte, hinter der er etwas versteckt vermutete, doch ob dieser Beschädigung musste ich erst die Obrigkeit fragen und außerdem bringt es doch Unglück, in der längsten Nacht, also am Tag des Wintertreybens etwas zu zerstören. Das hinderte ihn und noch ein paar weitere Larhgoten nicht daran, es dennoch einfach zu tun. Er nahm sich ein paar Bewaffnete Gäste und zusammen mit einer Gerlinde Greiner, einer Magierin aus Hammerburg, und einem Hammeriten trat er die Mauer ein. Jedweder Versuch von meiner Seite, sie daran zu hindern scheiterte und so schlugen sie gegen meinen Willen die Mauer vollständig ein. Sie wollten schon ins Dunkel kriechen, da wichen wir alle entsetzt zurück, denn aus der dunklen kleinen Kammer, einem Verließ gleich, kroch irre schreiend ein wirr und wüst aussehender Mann mit einem Skelett in seinem Arm, das noch in dem Kleide einer Frau gewandet war. Sofort ergriff man ihn und man schlug auf ihn ein, als er um sich biß und mit seinen Zähnen sogar den Quintaner erhaschte. doch alles Hauen und Stechen nutze nichts, der Irre, der immer wieder schrie „Tötet mich!“ war einfach nicht zu verletzen. Das war zuviel für mich und ich zog mich in meine Bibliothek zurück, der Irre wäre wohl, so hörte ich gefangengesetzt und mit Bewaffnung in die Taverne gebracht worden. Dies war eine friedliche Burg und nun geschah so etwas! Da unten hockte also ein Mann, der wohl lebendig eingemauert wurde, wie ich später erfuhr, zusammen mit seiner Frau, die neben ihm starb und deren Leiche er nach eigener Aussage gefressen hätte. dieser Mann saß da lebendig bis zum heutigen Tage und ich wusste nichts davon – was muss er gelitten haben. doch warum konnte er nicht sterben und warum war er eingemauert? Das wusste man noch nicht, doch reagierte Weigand Schreiber – wie der Eingemauerte sich selber nannte – auf den Namen der Schöffenhouven-Bluthschildts mit Raserei.

Unterdessen kam ein enormes Interesse an an der Richterdynastie auf, der für Wirbel sorgte, es wurde nach der alten Chronik gesucht, nach Berichten und ich wusste bald nicht mehr, wo mir der Kopf stand. Leute gingen in der Bibliothek ein und aus und kaum drehte ich ihnen den Rücken, verursachten sie ein chaotisches Durcheinander und öffneten sogar einen geschlossenen Schrank. Ich erzählte ihnen, daß die Dynastie mit dem seltsamen Tod des letzten Richters in einem Brand endete und in den verbrannten Chroniken fanden sie einen Hinweis, den sie als Selbstmord deuteten und wunderten sich über einen Abgesandten, der wegen Unregelmäßigkeiten in den Gerichtsakten und eines verschwundenen Boten den letzten Richter sprechen wollte und sodann den Gerichtshof hier schließen ließen. Sie meinten, die Richter hätten wohl Dreck am Stecken gehabt, was ich aber nicht glauben wollte – wie kann man nur solcherlei sagen über die Altehrwürdigen!

Graf Langoras befragte mich nun, ob es noch ein weiteres Archiv gäbe und drängte mich, zu erfahren, was denn im alten Keller sei. Derart bedrängt von der Obrigkeit musste ich zugeben, daß im Keller ein altes Archiv sein Dasein fristete. Seit langem schon – meine Mutter weihte mich ein – lagen dort unten ganz alte Dinge, unter anderem die zuvor herausgesuchten verbrannten Reste der Chronik und einige alte Schriftrollen, die bereits beim Ansehen zerbröselten, eine alte Kiste, die zum Nachlass des letzten Richters Humboldt Wegerich zu Schöffenhouven-Bluthschildt gehören solle, alles eingewoben in Spinnweben und auch lagen dort unten schlechte Schriften, alles, was frivol, lästerlich, blasphemisch und dunkel ist. Auch ich habe ein Schrift, die von Ishtar handelte und welche mir jüngst in die Hände fiel, gut versiegelt und dort unten gelagert, auf daß sie keinem in die Hände fallen. Auf Bitten des Grafen öffnete ich die Tür und mit nur einer Laterne bewaffnet schritt die Gruppe um den Grafen die dunklen Treppen in die Finsternis. Er veranlasste, daß bei einem zweiten Gang in den Keller sämtliche Schriften und das Kästchen in die Bibliothek zur Sichtung gebracht werden sollte. Es zeigte sich, daß die alten Rollen die halbverbrannten Gerichtsakten der alten Richter waren, die Docatius und Anastasius mit Interesse beschauten und schließlich dem Grafen Langoras zeigten.

Dann wurde es auch schon spät und ein Festessen wurde serviert. Es war an der Zeit zum Feiern und gemeinsam mit Docatius, der auf seiner Sackpfeife aufspielte, übernahm ich den Tanz und leitete die Gäste an. Eine Tourdion wurde getanzt, wie auch die Chapelloise und die Schiarazula. Ich brachte den Gästen einen neuen Tanz bei, einen Pferdebranle, der machte ihnen auch allerhand Spaß, doch kam Docatius mit dieser neuen Melodey noch nicht ganz klar und der Koboldkasten lief ein wenig zu schnell für die in der Schrittfolge noch Ungeübten. Wir werden ihn auf alle Fälle wieder tanzen, wenn Gäste zum Feiern kommen. Schließlich wurden die Masken gebastelt und wir begaben uns zum Feuer, um das Vergehen der längsten Nacht zu feiern. Zwei Magierinnen aus dem Ausland hielten noch ein magisches Ritual ab mit Feuer und Funken, die in den Himmel schossen, sehr eindrucksvoll. Allerdings waren sie die einzigen, die an dem Magierwettbewerb teilnahmen, anderes magisches Volk drückte sich, so gewannen sie, wie ich hörte, automatisch.

Anschließend zog sich das Volk in die Taverne zum Feiern zurück – einige jedenfalls. Der Graf Langoras und bewaffnete Mannen baten mich, noch einmal den Keller zu öffnen. Der Ritter Edin aus Frosthier hatte nämlich beim Räumen der Schriftstücke ein Gluckern hinter der Wand gehört und fragte, wie groß der Keller sei und ob in dem Keller noch mehr Räume seien. Schließlich betraten sie den Archivraum und suchten ihn ab. Der Hammerit namens Siegmund fand heraus, daß man die Regale in einer bestimmten Weise verschieben müsse, damit sich ein Durchgang in der Wand öffnete. Dahinter befand sich ein Spielfeld und einer der Köche tauchte auf, er meinte, er wurde dorthin transportiert und ihm wurde aufgetragen – von wem? – daß er die Anwesenden nur durchlassen solle, wenn sie eine Runde eines Spieles namens Kubb gegen ihn gewinnen. die erste Runde verloren der Graf und seine Truppe dann auch, Ritter Edin gewann schließlich und alle Beteiligten durften weiter. Doch wohin? fragte ich mich. Was macht das alles hier im Keller, die ganze Zeit unter unseren Füßen und warum wurde es nie bemerkt? Durch einen langen Gang, der sich einmal wand, stolperte man in einen kleinen Raum, der mit einer eisernen Tür verschlossen war. Nach langem hin und her betete der Hammerit schließlich und in Stille versunken standen alle andächtig, als plötzlich ein steinerner Golem an der Tür erschien und die Hand aufhielt. Nachdem man ihm erfolglos versuchte, einen Hammer zu reichen, fand man heraus, daß er etwas zu trinken wolle. Daraufhin bewegte er sich und die anwesenden versuchten ihn mit Befehlen zu steuern und dazu zu bringen, die Tür zu öffnen, doch das funktionierte nicht. Nach erfolglosem Lavieren war es schließlich so spät, daß ich die Personen um den Grafen aus dem Keller werfen musste, um ihn abzuschließen. Schlaf ist nun mal eine Notwendigkeit und ich konnte dem Bestehen einiger Männer, sie doch im Keller einzuschließen, damit sie weitermachen konnten, nicht nachgeben.

Freitag, 1. des ersten Monats Irrshins im Jahre 16 n.Y., der Tag nach dem Wintertreyben

Der Trubel nahm kein Ende. Ich hörte, daß die Elben und andere alchemistisch Bewanderte seit dem vorigen Tage das Gift untersuchten, dem einige Leute ausgesetzt waren. Die Obrigkeit kam wohl zu dem Schluss, die Morddrohungen nicht ernst zu nehmen und meinten, es handle sich um einen makaberen Scherz. Es passierte auch nichts weiter, kein Brief kam, keiner starb, lediglich eine larhgotische Schreiberin übergab sich mit Übelkeit.

Eine der Elfen kam zu mir und bat um Hilfe, da sie ein Elbenschreiben nicht lesen könne. Ich holte Arno Schreiber aus dem Dorf, einen Schriftgelehrten, der ihnen half. Im Wald fand Anastasius einen Schädel, die Reste eine lange verstorbenen Boten und alte Schriften. Mir erzählte man später, daß aus diesem Schreiben, einem Schriftstück, welches sich im Nachlass des Richters befand und der Chronik rekonstruierten, daß der letzte Richter es mit den Gerichtsurteilen wohl nicht so genau nahm und wohl geprüft werden sollte. Dieser Weigand hatte die Fehlbarkeit wohl einem damals herrschenden Triumvirat gemeldet, denn das Antwortschreiben an ihn wurde wohl vom Richter abgefangen, es befand sich in seinen Unterlagen in dem Kästchen. Der Bote, der die Gerichtsakten und den Richthof wohl untersuchen sollte, fand dann wohl auch den Tod, Anastasius fand seine sterblichen Überreste – die er schließlich anständig bestattete. Der Richter tötete sich daraufhin wohl selber, indem er die Akten verbrannte und damit sich selbst. Vorher mauerte er wohl noch diesen Weigand ein, den die Obrigkeit unter Anleitung des Docatius inzwischen in einen Brunnen in der Burgruine geworfen und dort schmoren gelassen hatten. Ich konnte mir solch eine Ungeheuerlichkeit einfach nicht vorstellen und war daher auch dabei, als der Richternachlass geöffnet wurde: verbrannte Reste von Gedichte, die von einem kranken Geist zeugten.

Doch lange währte das Stöbern in alten Akten nicht, den der Graf und schwer Bewaffnete wollten von mir wieder den Keller aufgeschlossen haben. Sie traten ohne Hindernisse bis zu der Eisentüre und fanden wohl heraus, daß sie Steine in einer bestimmten Reihenfolge stapeln müssten und es gab zwei Arten von Symbolen, einige nur bei bestimmten Licht sichtbar, das alles Weiße zum Leuchten brachte. Nach Stunden schafften sie es und der Golem öffnete endlich die Tür, wo ein Raum mit einem weiteren Rätsel wartete. Irgendwas mit Wasser hörte ich, das man von der Quelle zu einer Öffnung fließend bringen musste. Ich war wieder in der Bibliothek und Hammerit Siegmund wie auch unsere Majestät befanden sich dort – welch eine Ehre – und sahen die Schriften nach Hinweisen durch. Sie wurden wohl nach einer ganzen Weile fündig und lasen aus einem Buch – „die zehn Pfade zum Ziel“ – Hilfe für das Durchqueren des Kellers heraus. Dann kamen noch zweimal Leute aus dem Keller hereingestürmt. sie hatten wohl die Türe geöffnet und standen nun vor einem Skelett, welches ihnen Fragen stellte, die sie beantworten mussten. Beide suchten in meinen Büchern nach einem Beruf und einem Rezept. Seltsam das. Ich wurde neugierig und begab mich erneut in den Keller, da sah ich, wie die Anwesenden durch zwei Röhren krochen, wobei eine davon wohl wieder nach draußen führte. Dort hörte ich, daß der Knochenmann von Anastasius totgesegnet wurde. Der richtige Gang führte in einen Raum, wo eine steinerne Kiste mit einer Öffnung nach oben stand und ein stetes Rauschen zu hören war. Sah man herein, erblickte man ein farbiges und fließendes Licht. Die Magier fanden heraus, daß es sich um eine magische Kraftlinie handelt, die leckt. Sie hatten wohl bereits zuvor mit Wünschelruten danach gesucht und es ergab sich wohl, daß dies der Grund sei, warum die Magie hier nicht so klappte, wie sie sollte. ein großer achteckiger Stein lag an der Seite, es gehörte wohl auf die Öffnung, fand der Graf heraus und nach langem Ritualisieren und diskutieren – so sind Larhgoten nun einmal – nahm man den Stein und setzte ihn auf die Kiste. Sofort kam oben ein grüner Lichtstrahl heraus und einer der Anwesenden brachte einen Stein, den er zuvor von dem Skelett erhalten habe. dieser lenkte den Strahl wohl um und der Graf ließ den Strahl auf ein Bild der Burg ausrichten. Kaum hatten sie das geschafft, reflektierte der Strahl in mehre Richtungen und verschwand im Dunkel des Keller durch eine Öffnung nach draußen. Die Steine in dem Raum bei dem Golem begannen von selbst zu leuchten und das Rauschen endete. Verwirrt fragte sich der Graf, ob Magie wieder funktionierte und auf meinen Rat hin zauberte eine der Elfen – ein wirklich hübsches und erhabenes Geschöpf in herrlichen Gewändern – und zwar vor mir. sie legte einen Zauber auf mich, der mich für drei Schläge unverwundbar machte. Ich probierte es lieber selber, anstatt den Flegel des Herrn Grafen zu bemühen und es klappte, die Magie funktionierte wieder. Graf Langoras überlegte, den Keller zu versiegeln. Was genau das dort unten war, weiß ich nicht. Es gibt wohl magische Linien und diese hier stellte eine Verbindung zur Burg Ludwigstein dar. Etwas muss passiert sein, der Stein im Keller verrückt sein und daher funktionierte die Magie nicht. Was es nicht alles gibt!

Doch damit war der Tag noch lange nicht zu Ende. Die Obrigkeit verbot die Zeitschrift “die Antwort” der Reisenden und verurteilte sie zu Stockhieben. Weigand holte man aus dem Brunnen und er sah arg ramponiert und verfallen aus, wie ein Untoter. Was war nur mit ihm und warum konnte er nicht sterben? Er wurde in meine Bibliothek gebracht, da wollte ich nicht dabei sein und blieb auf dem Flur. Um Mitternacht ein neuerlicher Schreck: es spukte wieder und die beiden Geister, ein Mann und eine Frau, stritten miteinander, der männliche Geist schien sie auszulachen. Ich rannte in die Bibliothek und meldete es, da kamen die Geister auch schon herein. Der männliche Geist und dieser Weigand gerieten in Raserei und gingen aufeinander los, kreischend flohen wir Frauen, während Bewaffnete ins Zimmer stürmten. Dann trat Ruhe ein und die nächsten Momente hatten etwas rührendes. der weibliche Geist und dieser Weigand sahen sich und begann in Sehnsucht zu weinen, sie wollten sich in die Arme fallen, doch konnten nicht, da sie ja nur ein Geist war. Weinend brachen beide beieinander zusammen. sie verließ den Raum wieder und ging durch den Flur. Ich folgte der ausländischen Reporterin, die sagte, sie hätte eines der Gemälde versucht anzugreifen und zwar das des letzten Richters Humboldt Wegerich zu Schöffenhouven-Bluthschildt, den Jüngeren. Ich war entsetzt, als sie fragte, ob man es entwenden und zerstören könne. Sie nahm es schließlich mit meiner Erlaubnis ab, um es dem Grafen und Weigand zu zeigen. Doch kaum erblickte Weigand das Gemälde, zerschlug und zerbiss er es. Welch ein Schaden! Aus dem Gemälde fiel ein Papier, ein alter Papyrus, der mit rätselhaften Symbolen in roter Schrift beschrieben war. Doch die Elben entzifferten es rasch – war es doch zu ihrem Glück kein elbisch. Der männliche Geist drehte durch, stürmte in die Ruine, die Bewaffneten hinter ihm her. Schließlich erfuhr ich, daß er dem Hammeriten klar machen wollte, daß das Pergament im Bild nicht seine Schuld wäre, er hatte aber wohl gelogen, fand Hammerit Siegmund in einer Götterbefragung heraus. Es ergab sich, daß das Pergament wohl mit dem Blut des Richters unterschrieben war und einen Dämon bannte, der diesen Weigand unsterblich machen sollte, damit dieser ewig leide. Dabei sollte der Richter dieses Leiden sehen, was ihn wohl zum Geist machte. Eine Gruppe unter Anweisung des Königs begab sich an einen sichern Ort in den Keller und ließ dort ein Ritual veranstalten, das den Vertrag mit dem Dämon vernichten sollte. Ich schaute zu und war entsetzt. Das Pergament wurde zer4stört und nachdem sich der Dämon durch Weigand durch Grollen und Zischen noch einmal zeigte, wurde er vernichtet und Weigand wurde sterblich. Es war sein Wunsch, zu sterben und unter den Augen des Königs wurde er von einem der Elben niedergestochen. Anschließend verlas eine Elfe ein Gedicht, das sein letztes Vermächtnis als Schreiber war, ein wahrlich rührendes Werk. die Priester nahmen ihn mit zum Feuer und bestatteten ihn. Endlich war ein wenig Zeit, sich zu erholen und ich begab mich in die Taverne zum Werwolf-Spiel.

Samstag, 2. des ersten Monats Irrshins im Jahre 16 n.Y.

Müde war ich an diesem Morgen, war es doch noch spät geworden am Abend. die ersten Gäste machten sich schon reisebereit und ich frühstückte und las mir noch einmal die Gerichtsakten durch. Ich fand diese Witwe Windschipp, von der einige erzählten, sie im Traume vor einem Richter gesehen zu haben, sie war wegen Verhexen angeklagt. Auch diese Katharina fand ich, deren Kind in einer der Visionen geraubt wurde. Daher glaube ich nicht, was in der „Antwort“ geschrieben wurde, stattdessen glaube ich, der weibliche Geist war die Frau des Weigand, die ebenfalls eingemauert wurde. Der Richter hatte die gesamte Familie wegen Hochverrats angeklagt und getötet, zu Unrecht wohl. Es war schon recht auffällig, daß er derjenige Richter mit den meisten Hinrichtungen war, der für jedes Jahr eine volle Akte anlegte, während seine Vorfahren oftmals nur eine Akte für vierzig Jahre Amt führten. auch waren die Hinrichtungen grausamer und er legte eine eigene Tierprozessakte an, während die anderen sie nur beiläufig erwähnten. Nein, auf die ehrenwerte Richterdynastie möchte ich nichts kommen lassen, doch war wohl der letzte aus der Art geschlagen und grausam und irre – welch eine Schande!

An diesem Vormittag richtete Graf Langoras noch über Anastasius wegen Sachbeschädigung und unerlaubte Zerstörung der Wand in der Ruine. Anschließend schlug er Docatius zum Ritter, eine schöne Zeremonie, vor allem, da ich dem frischgebackenen Ritter den vorletzten Schlag versetzen durfte – mit meiner kräftigen Schreibhand. Dann reisten alle nach und nach ab und es kehrte wieder ein wenig Ruhe ein. Die Bibliothek muss wieder reingemacht werden, sie hatte doch arg gelitten unter den vielen Händen. Graf Langoras versprach, die Burg restaurieren und die Ruine möglicherweise wieder aufbauen zu lassen, ich bekäme einen Verwalter und zwei weitere Schreiber, damit ich die Bibliothek der Burg Ludwigstein kopieren dürfte und meine kopierten Schriften der Lu geben könnte. Denn wir sollen zur Absicherung die Schwesterbibliothek der Lu werden, sollte also eine der Bibliotheken je wieder abbrennen, so blieben die Schriften dennoch erhalten. Demnächst wäre es also vorbei mit der Ruhe, doch ich denke, es wird gut für die Burg sein, endlich wieder an Bedeutung zu gewinnen. Sehen wir den kommenden Zeiten mit Zuversicht entgegen und hoffen, daß nicht noch mehr Unerwartetes in diesen Gemäuern entdeckt wird. Unheimliches, das schon da ist, von dem wir aber nichts wissen.

– Henny 04.01.2010


Reisebericht des Bertholt von Graustein von der Reise ins Königreich Larhgo

Burg Hohenrichtstätten, Larhgo, 30.12.32

Gegen Abend erreichen wir, mein Freund Kilishu von Schekelesch und ich, die Burg Hohenrichstätten in der Grafschaft Ludwigstein des Königreiches Lahrgo. Eine alte, baufällige Ruine, welche wohl schon lange nicht mehr aktiv genutzt wird. Die Gäste aber wurden in einem neueren Bau zusammen mit anderen Gästen untergebracht. Anfangs war ich enttäuscht, dass man uns augenscheinlich in Bedienstetenquartieren untergebracht hatte. Aber schon der erste Schmuas und Gespräche mit anderen Abgesandten entschädigten uns und ließen auf glückliche Tage hoffen. Nur eine angebliche Geistsichtung in der Nacht, ich hatte mich bereits zur Ruhe begeben, warf einen Schatten auf die Feierlichkeiten.

Burg Hohenrichtstätten, Larhgo, 31.12.32

Am späten Vormittag wurde ich wach und kleidete mich ein. Das Frühstück wurde wenig später serviert und stärkte ausreichend für den Tag. Schnell wurde ich in Untersuchungen wegen der gesichteten Geister und blutiger Visionen zweier Recken einbezogen. Diesen zu Folge hatte es blutige Kindsmorde und Urteile auf Hohenrichtsätten stattgefunden, welche nun gesühnt werden sollten. Wir suchten in der Krypta und in den Ruinen nach Spuren und fanden schließlich eine Mauer, welche sich nicht ins Gesamtgefüge einfügte und offensichtlich später errichtet worden war. Zunächst maßen wir der Mauer zwar Bedeutung zu, vermochten aber nicht, diese zu zerstören. Als uns dies aber Gelang, fanden wir hinter der Mauer einen Wiedergänger, welchen Priester „der Erbauer“, sogenannte Hammeriten oder Hammeriden, und ein Prediger zu bannen versuchten. Dies gelang nicht und mir war die Ausübung unseren Glaubens nicht gestattet, weshalb ich keinen Exorzismus vornahm. Wir verhörten den Untoten und erfuhren, dass er unrechtmäßig gefoltert und lebendig eingemauert worden war. Da er nicht alles wusste, verwies er uns auf alte Archive in den Gewölben der Burg, welche wir später mit dem Grafen Langoras ut Hilgenloh öffneten. Dabei baute ich auch ersten Kontakt zu König Rhavin von Larhgo auf, welcher Grundlage für einen mündlichen Handelspakt bildete. In zuvor genannten Archiven wurde in meiner Anwesenheit nicht viel vorgefunden, aber später in der Nacht, ich sprach wie beschrieben mit dem König, konnte ein versteckter Gang geöffnet werden. Zur späteren Stunde rückte zumindest für wenige Stunden der Widergänger in den Hintergrund und wir feierten den Jahreswechsel, welcher allerdings nicht für die Larhgtoten stattfand, sondern nur für die Gäste.

Burg Hohenrichtstätten, Larhgo, 01.01.33

Neujahr, ein heiliger Tag. Und so verbrachte ich, gestärkt von einem guten Frühstück, eine Stunde auf der Ruine im Gebet für mich allein. Ich wappnete mich und betete für den Schutz der Reisenden, da sie mir von reinem Herzen zu sein schienen. Ich wappnete auch mich und meinen Geist, denn an diesem Tag wollte ich ebenfalls tiefer in die Gewölbe der Burg Hohenrichtstätten vordringen. Dies gestaltete sich als schwerer als gedacht, da anscheinend einem Pfad der larhgotischen Mythologie nachgegangen werden musste. Er bestand aus Rätseln und Aufgaben, welche Geist, Gehorsam und Einfallsreichtum, wie auch Reinheit und Glaube erforderten. Wir verbrachten allein mit der zweiten Aufgabe den halben Tag, da diese nicht nur Geist, sondern auch große Konzentration erforderdte. Ich selbst hielt mich zurück, da ich der larhgotischen Mythologie weniger mächtig bin. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass eine Prüfung darin bestand, einem Untoten Fragen über Larhgo zu beantworten. Aufgrund der Gesetze und der Entscheidung des Grafen wurde voerst darauf eingegangen und auf eine Bannung verzichtet, um diese später nachzuholen. Für mich endete hier der Weg, da die folgenden Tunnel für mich nicht passierbar waren. Ich unterstütze die Weitergehenden mit einem stillen Gebet und hielt mich für anderweitige Hilfe zurück. Später, ich hatte mich bereits anderem Kurzweil zugewandt, wurden wieder Geistsichtungen gemeldet und mir wurde kundgetan, dass Graf Langoras auch meine Hilfe erbeten hätte. Selbstredend verweigerte ich mich nicht und verhörte zusammen mit bereits erwähnten Hammeriden, welche aufrechtem und gutem Glaubens sind, den letzten verstorbenen Richter aus der Familie der zu Schöffenhouven-Blutschild. Als wir dann der Aufklärung der Vorfälle näher kamen, floh der Geist aus der Krypta und wir durchsuchten die Ruinen – erfolglos. Allerdings fand – unter Kenntnis von Informationen, welche uns vorenthalten worden waren – ein Exorzismus an dem ersten Wiedergänger durch mitreisende Elfen statt. Dadurch wurde auch die Bannung des Richters unnötig, da dieser anscheinend nun von der Seele des Wiedergängers – welcher übrigens an seinem Schicksal unschuldig war, sich an diesem wegen der Folter und des unrechten Mordes rächten. Ferner interessant sei übrigens, dass dieser Schöffenhouven-Blutschild ein Diener des Ishtar, der larhgotischen Entsprechung des Unaussprechlichen, diente und sich an Qualen ergötzte. Dies sei auch der Grund, weshalb der Richter noch auf Hohenrichtsätten gewandelt sei. Ein andere, nicht zu vergessener Handlungsstrang ist der der Gewölbe, welchen ich nun noch einmal ansprechen möchte. Die Gewölbe brachten den Grafen und einige Magier zu einer Quelle der Magie, welche im Ungleichgewicht. Diese musste wieder ausgeglichen werden. Da dies aber eventuell zu einer infernalen Vernichtung der Burganlagen hätte führen können, orndete Langoras ut Hilgenloh die Räumung der Burg an. Dieser entzog ich mich und stellte mich und meine Kenntnis um heilende Magie in die Dienste des Grafens und nahm somit die Gefahr des eigenen Todes in Kauf. Demiurgus sei Dank wurden diese Künste nicht benötgt und es konnte schlussendlich wieder gefeiert werden.

Burg Hohenrichtstätten, Larhgo, 02.01.33

Der letzte Tag brach an und die Abreise wollte vorbereitet werden. Im Wissen, dass mein darischer Freund viel Schlaf benötigte, tat ich dies im Stillen und wandte mich dann einem wahren Glücksereignis zu. Der Knappe und Verwalter des Grafen, Docatius Viator, welcher auch die Taverne verwaltet hatte, sollte in den Stand eines Ritters erhoben werden. Dieses Zeremoniel, wesentlich weitreichender gehalten als die unsrigen, war in Bezug auf die larhgotische Gesellschaft mindestens ebenso aufschlussreich für mich wie die vorhergegangenen Tage. Ich möchte hierbei anmerken, dass mir gewiss auffiel, dass unser Königreich in dieserlei Hinsicht gewiss noch lernen kann. Vielleicht wäre es sinnvoll, öfters Abordnungen in dieses Land zu senden.

Alles in allem bin ich, trotz gewiss auch negativer Eindrücke durch die Larhgoten selbst, welche hier aber zu Wahrung der Ruferhaltung nicht genannt werden sollen, zu der Überzeugung gelangt, dass das Volk der Larhgoten unserer Freundschaft würdig ist. Ich wünsche ihm den Segen unseres aller Herren und Reise mit lachendem und weinendem Auge wieder gen Heimat.


OT-Bericht von Fuchs