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Alchemie

Eine einfache Erklärung zum allgemeynen Gebrauch, von Kurt, Alchemist des Kurbades zu Bad Wurzelberg, Gerland, z.Z. in Daasdorf wohnhaft.

Die Alchemie wird häufig mit Magie oder Zauberkunst verwechselt, hat mit dieser aber nur wenig gemein. Im Gegensatze zum Priestertum, welches nicht direkt Kraft ausübet, sondern die Gottheiten anruft und auch im Gegensatze zum Magier, welcher die Kräfte der Natur durch sich selbst in Ritual und Spruch zu Wirkung bringet, ist der Alchemist mit den in der Natur materialisierten Kräften befasst.

Diese Erläuterungen sollen dazu dienen, mit den gemeinhin verbreiteten Vorurtheilen über Alchemie aufzuräumen und dem gemeinen Manne wie dem Bürger eine einfache aber zutreffende Vorstellung von der Alchemie zu vermitteln.

Auf genaue Erläuterungen der Principae wird daher verzichtet, zugunsten einer Darstellung, die der Allgemeinheyt verständlich sei.


Was ist Alchemy?

Wie bereits oben angedeutet bedient sich die Alchemie der Eigenschaften der natürlichen Gegenstände, insbesondere des Pflanzen und des Mineralreiches, aber auch anderer.

Die Eigenschaften der Dinge werden in einem Prozess den wir als Auflösung oder mit dem Imperativ “Solve” bezeichnen voneinander getrennt, und hinterher zur besseren oder gewünschten Wirkung wieder zusammengefügt “Coagula”.

“solve et soagula” ist darum eine Grundformel der Alchemisterei.

Wir betrachten ein Beispiel:
Die Kamille ist eine Blume die in einem kleinen Busche ähnlichen Knoten mit mehreren Blüten heranwächst. Häufig ist sie in der Nähe von Feldern zu finden. Ihre Blüten sind Fingernagelgroß, mit gelben kirschkerngroßen Körpern und gut zwei Dutzend weißen Blättern, die nur wenig breiter als eine Fichtennadel und so lang wie ein Fingernagel sind.
Der Geruch der Kamille ist beruhigend und stimmt friedlich, beinahe etwas verwirrend. Der Geschmack des Absuds ist bitter. Allgemein bekannt ist die Heilkraft der (echten) Kamille bei entzündeten Wunden.
Soweit die allgemeine Kenntnis.
Der Alchemist geht zunächst her und nimmt die Eigenschaften dieses Krautes und stellt eine Beziehung zwischen ihnen her. Auffällig ist Beispielsweise das Zusammenspiel zwischen dem beruhigenden Geruch und der beruhigenden Wirkung auf eine Entzündung.
Es ist also etwas in der Kamille, was diese erwünschte Wirkung zeigt. An dieses wollen wir gelangen!
Nun werden die Pflanzen gesammelt und buchstäblich zerlegt, wobei es bei der Trennung von Blättern, Blütenblättern und Körper nicht aufhört.
Das Experiment weist uns, dass die größte Wirkkraft in dem Körper der Blüte sitzet, so wir also diesen weiterhin zerlegen.
Der Lehrling des Alchemisten lernt aus Pflanzenteilen Absude zu bereiten, oder mit Hilfe von Alkohol eine Absolue (Ablösung). Diese wiederum werden mit Hilfe von spezieller Apparatur weiterhin in Bestandteile aufgelöst, die so klein sind, dass sie das Auge nicht mehr einzeln erblicken kann, wohl aber sie in ihrer Gesamtheyt als eine Flüssigkeit (die sogenannte Essenz) erscheinen, in der im Idealfalle das Wirkprinzip der Pflanze konzentriert ist.
Eine solche Essenz beispielsweise der Kamille kann (und wird) in einem Heiltranke Verwendung finden.

Die Prinzipien der Alchemie, einfach dargestellt

Wie in unserem Beispiel ersichtlich, wird ein Ding in kleinere Teile zerlegt, als mit dem Auge sichtbar sind. So gelangen wir zu jenen Teilen der Gegenstände, Pflanzen und Tiere, welche ihre Eigenschaften geben.

Aus diesen Teilen wird wiederum ein neues ganzes gebildet, welches die gewünschte Eigenschaften hat.

Freilich ist sowohl bei der Auflösung der Dinge als auch beim Zusammenfügen die Macht des Alchemisten stark begrenzt. Wirklich neues können nur die Götter schaffen. Alle Kunst des Menschen fügt die vorhandenen Dinge stümperhaft zusammen, die die guten Götter Larhgos erschaffen haben.

Das Produkt des Alchemisten wird meistens ein Trank sein, oder ein Pulver, selten eine Art Paste, aus der sich in einem Ofen harte Gegenstände brennen lassen (vergleichbar mit Ton, aber härter). Versuche von Alchemisten, Metalle herzustellen, sind bisher gescheitert (es gelang bisher lediglich, verschiedene Metalle zu einer sogenannten “Legierung” zu kombinieren, aber nicht, diese (die Legierungen) und jene (Die Metalle) wiederum in ihre Bestandteile aufzulösen. Vermutlich bedarf es dazu sehr großer Hitze.).

Der Gedanke, aus den Essenzen verschiedener Blumen und Kräuter ließen sich neuartige Blumen zusammensetzen, wie er gelegentlich einem übereifrigen Lehrlinge kommt, ist vollkommen Absurd.

Dennoch läßt sich die Wirkung einiger in der Natur vorhandener Dinge auf ein gewünschtes Maß abwandeln oder erhöhen.


Die in der Natur vorhandenen Grundprinzipien

Natürlich hat die Alchemie in langer Tradition auch eine Einteilung verschiedener Dinge erreicht, an der zum Nutz und Frommen des Menschen ein kleiner Einblick auf die Ordnung der Natur möglich ist.

Selbstverständlich, wie sollte es anders sein, wird auch die Natur von den Charakteren der Götter Larhgos beherrscht, was sich in vielerlei Dingen zeigt.

Offensichtlich sind viele schöne Blumen, Früchte, Heil- und andere nützliche Pflanzen dem Einflusse der Alina zuzuschreiben.

Die Orks, wie allgemein bekannt, gehen auf den Einfluss von Ir’shin zurück. Daneben gibt es aber auch andere Kreaturen des Wahnsinnigen, wie z.B. einige Gewächse, die beim Genusse einen starken Rausch hervorrufen.

Kreaturen der Nacht und der Dunkelheit, wie z.B. Fledertiere, sowie giftige Pilze und Pflanzen künden leider vom Einflusse eines anderen Gottes, werden aber durch den Einfluss des Lichts mehr und mehr ausgemerzt.

Der Einfluss von Cron und Lorgum ist weniger an Tieren und Pflanzen offensichtlich, aber vieles in larhgotischen Landen trägt deren deutliche Zeichen. Diese Klassifizierung ist dem Alchemisten im einzelnen bekannt, aber eine allgemeine Erläuterung ist schwierig.

Ein von mir gehegte Theorie, die geeignet ist, Widersprüche in der Klassifizierung aufzulösen ist die, dass viele Dinge den Einfluß mehrerer Gottheiten in sich tragen. So zum Beispiel ist die Rose schön anzusehen und wohlriechend, verfügt aber auch über wehrhafte Dornen und trägt somit sowohl den Einfluß der Alina als auch des Lorgum in sich. Der giftige Goldregen weist uns auf Alina und Cron hin und so fort.


Kontakt zu anderen Zünften

Der angehende Alchemist wie der Meister führt ein Buch über die Eigenschaften der Naturphänomene und ihren Ursprung um ihre Eigenschaften in ein System zu bringen. Der Meister wird Kontakt mit der Priesterschaft pflegen, um definitive Auskunft über den Einfluss der Götter in Larhgos Flora und Fauna zu erhalten.

Alchemie ist keine Magie, aber auch die Erkenntnisse der Magier sind von grosser Bedeutung, um die Gesetzen der Natur und ihrer Kräfte zu erkennen. Die große geistige Disziplin des Magiers wird Erkenntnisse zu Tage fördern, die dem Alchemisten mit seiner rein logischen und verstandesmäßigen Betrachtungsweise nicht zugänglich sind.

Es ist meine tiefe Überzeugung, dass es möglich sein müßte sich über Gemeinsamkeiten der Religion, Magie, Heil- und Kräuterkunde und Alchemie in Larhgo zu einigen.

Weiters ist jeder Alchemist auch eine Art Handwerker und wird für seine Arbeit gelegentlich neue Gerätschaften ersinnen, die mit Hilfe eines begabten Handwerksmeisters konstruirt werden müssen.

Berufsaussichten

Obwohl ich selbst als Heiler bekannt und teilweise verkannt bin (es gibt wohl viel bessere Heiler in Larhgo, aber kaum jemand der es so versteht die Heilkräfte der Natur in Tränken zu konzentrieren), gibt es viele Möglichkeiten für einen Alchemisten, sich auf ein Gebiet zu spezialisieren.

Mein leider verstorbener Kollege Toste beispielsweise hat sich mit dem militärischen Nutzen von gut brennbaren Materialien befasst. Obwohl seine Werkstatt gelegentlich von Explosionen erschüttert wurde, ist er jedoch nicht durch einen Kunstfehler sondern durch einen Unhold zu Tode gekommen, den ich höchstselbst hernach niedergestreckt habe.

Viele Spezialisierungen sind denkbar. Ein Alchemist mag sich mit Metallen befassen (ein interessantes Feld!), mit der Erforschung der Schießwolle, mit Heilung, Erzeugen von Licht oder was sonst noch an Wirkungen in der Natur beobachtet werden kann.

Wer einen nachgeborenen Sohn oder eine Tochter hat, der oder die nicht das elterliche Gewerbe fortführen kann, ist gut beraten das Kind in die Lehre bei einem Meister der Alchemie zu geben, denn es ist ein Beruf mit großen Chancen. Er lasse sich aber die Papiere zeigen, insbesondere das Siegel eines bekannten Meisters soll von kompetenter Seite bestätigt werden, denn gelegentlich gibt es leider Betrüger, die behaupten Alchemisten zu sein.

Es ist nicht zu viel verlangt, den Schreiber oder Sekretär der örtlichen Grafschaft oder Baronei um Rat zu fragen, denn er wird aus dem Schriftverkehr das Siegel eines ortsansässigen Meisters kennen (Die Produkte vieler Alchemisten sind bei Hofe gern willkommen).