Ein Bericht von Docatius Viator
Wir, das heißt, die Meinige und ich, trafen am Nachmittag auf dem Gut des Grafen von Averbergen ein. Die Schaar der Gäste wurde bald immer größer und bunter. Ich sah die Waffenröcke der Schwarz-Weißen Garde, den Turm der Gemeinschaft des Roten Turms, den blauen Wappenrock aus Frostien, die schwarz-grünen Farben aus Hammerburg, rot-gelbe aus Tridingsbums (ich kann mit den Namen einfach nicht merken), sowie rot-schwarze, grün-rote, schwarze, weiße, und einige andere Farben, die ich nicht zuordnen konnte. Jedenfalls ein bunter Haufen in jeder Hinsicht. Auch spitze Ohren und muselmanische Gewänder waren zu sehen, und auch ein weitgereistes Paar aus dem fernen Iberien. Zauberstäbe und Kristallkugeln, Heiler, Wanderer, Handwerker - und alle bereit zum Kampf gegen das Böse, obwohl die Gegend um das Gut des Grafen als eher ruhig beschrieben war.
Es war schon dunkel, die Gäste vergnügten sich in der Taverne, als durch die Fenster geisterhafte Gestalten im Bereich um die alte Taverne gesehen wurden, die dort vor sich hin flatterten. Erst wurde ihnen nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt, aber einige schwarze Ritter sahen wohl nach dem Rechten, und das Blitzen der Rüstungen und Waffen in der Nacht rief die Neugier der anderen Gäste hervor. Nordmänner seien gesehen worden. Auch schien dann ein Verletzter über den Platz zu humpeln, so daß Verstärkung aufbrach, um nachzusehen, was da eigentlich vor sich ging.
Vor Ort angekommen flatterten Geisterwesen umher, die den Streitern ihre Mützen klauten, und ein Kobold ging allen nach besten Kräften und recht erfolgreich auf die Nerven. Ein Verletzter lag plötzlich am Boden, doch niemand konnte sagen, was ihm widerfahren war, nur daß er eine Wunde im Rücken hatte. Heiler bemühten sich um ihn, doch er mußte ins Licht ins Lanzarett getragen werden. Ich packte auch herzhaft mit an und stellte fest, daß ein Ritter im Kettenhemd arg schwer ist. Schnaufende Träger, flatternde Geisterwesen, quasselnder Kobold, finstere Nacht, umhereilende Heiler - ein ziemliches Durcheinander. Kurz vor Erreichen des Hofes sprangen dann schreiende Unholde aus der Finsternis und überraschten die abgelenkten Streiter auf dem falschen Fuß. Auch ich ließ den armen Verletzten fallen und begegnete dem Angriff. Es gab ein heftiges Gemenge mit klirrenden Waffen und lautem Geschrei in der Dunkelheit, das wir für uns entscheiden konnten, jedoch waren weitere Verletzte zu beklagen. Jetzt waren die Mannen jedoch gewarnt und weitere Bewaffnete strömten aus dem Hof zur Verstärkung herbei, unter deren Schutz endlich die Verletzten fortgeschafft werden kponnten. Danach begab ich mich wieder zu dem Ort, wo der erste Verletzte gefunden worden war. Dort war ein Stein, in dem ein Schwert steckte, und der von ebenjenen Geisterwesen umflattert wurde, die einem Unachtsamen Recken die Mütze klauen konnten. Ich stellte mich in meinem dunklen Mantel gehüllt in einen Schatten und wartete, was weiter geschehen würde, denn es war erstaunlich ruhig. Tatsächlich entdeckte ich einen fauchenden und sabbernden Ork, der aus der Finsternis aufgetaucht irgendwen am Stein bedrohte, und der mir praktischerweise den Rücken zudrehte. Merke : Orks lassen sich von hinten besonders gut erschlagen. Bis in die tiefe Nacht hinein gab es fortlaufen Orkangriffe in Wellen. Die Heiler waren schwer beschäftigt und im Lanzarett wurden die Tische knapp, auf denen man die Schwerverletzten lagerte. Irgendwann kehrte schließlich Ruhe ein und die Orks gaben ihre Angriffe fürs erste auf. In der Taverne kursierten allerlei Gerüchte, wer und was die Angreifer waren und was sie genau beabsichtigten. Mehrere Personen, die das im Stein steckende Schwert berührt hatten, waren verschwunden und noch nicht wieder aufgetaucht. Auch wurde von einem Drachen gemunkelt, oder einem Drachenei, aber niemand wußte etwas Genaues.
Am nächsten Tage blieb es ruhig. Sehr ruhig. Bis in den Nachmittag hinein passierte absolut nichts. Da aber die Sonne tatsächlich mal schien, räkelte sich die Ritterschaft vor dem Hof und genoss die wärmenden Strahlen. Immerhin war eine ganze Menge Prominenz anwesend. Reichsritter Langoras, Reichsritter Orelan, Reichsritter Elrin (richtig ?), dazu der Graf von Averbergen, und ich glaube noch der Graf von Frostien. Außerdem waren Kender zugegen, und ein jeder achtete auf sein Hab und Gut, bevor es von den Kendern weggefunden werden konnte.
Als endlich die Orkhorden wieder aus dem Gehölz hervorbrachen, bekam ich den Auftrag, ein Fäßchen Bier zu bewachen, wärend sich die anderen hauen durften. seufz Überraschenderweise hat man es auch ohne mich geschafft, die Angreifer niederzumachen. Immerhin konnte ich das meiste gut von meinem Platz aus beobachten. Im weiteren Verlauf des Tages schloss ich mich dann einer Gruppe Söldner an, die den Wald durchstreiften und Orks suchten. Tatsächlich konnten sie auch einen gefangennehmen und ein bemaltes Brett erbeuten, das die Orks verbuddelt hatten. Ein weiterer Ork konnte vom Anführer der Söldner gestellt werden (ein Elf namens Farin oder so ?) Er rannte schreiend auf einen Ork zu, der ebenfalls brüllend von einem Hügel hinab galloppierte, und beide krachten höchst sehenswert und mit viel Getöse zusammen. Die Anwesenden forderten unter Gejohle eine Wiederholung in Zeitlupe.
Zurück beim Hof stellte ich fest, daß die Orks die alte Taverne neben dem Hof besetzt und eine iberische Frau als Geisel genommen hatten. Zudem hatten sie den Zugang zum Tavernenhof verbarrikadiert. Zahllose Ritter standen drumrum und beratschlagten, was nun zu tun sei. Einige fingen sich Verletzungen ein, wenn sie der Einfriedung zu nahe kamen und die Orks geifernd mit ihren Waffen nach ihnen schlugen. Auch hatten die Grünlinge eine Bogenschützin dabei, die immer wieder unachtsame Streiter traf. Auch eine Magierin verbreitete aus ihren Reihen heraus nach Kräften Ungemach. Der Graf und Reichsritter Orelan (und Reichsritter Elrin ?) beratschlagten in einer Ecke, plötzlich sprang dort eine Magierin hervor, bespritzte die Gefangene über die Einfriedung hinweg mit einer Flüssigkeit und der Ruf “Sie ist versteinert” schreckte unsere Mannen auf. Sofort rissen einige die Barrikaden nieder und Schildträger drangen durch die entstandene Lücke auf die Orks ein, die nach kurzem und heftigen Kampf darniedersanken, bis auf etwa vier, die sich in der eigentlichen Taverne verschanzten. Auch hier schlug nun wieder die Stunde der Heiler und Magier, die sich um Verletzte und die Geisel kümmern mußten. Da niemand dem Ruf nachkam, die Taverne niederzubrennen, um die Orks auszuräuchern, kam es, wie es kommen muß0te - in einem unerwarteten Moment machten die verbliebenen Orks einen Ausfall und verletzten mehrere Streiter, bevor sie selber ihr grünes Leben aushauchten. Lediglich einer oder zwei schafften es schwerverletzt in den Wald.
Nach dieser Episode zogen sich die Rittersleut erst mal zurück und reorganisierten sich, während die Magier einen risigen magischen Kreis vorbereiteten. Den Gerüchten nach war ein weiteres bemaltes Brett aufgefunden worden, und irgendwie konnte wohl als einziger der Reichsritter Orelan das offensichtlich magische Schwert führen, das als einzig Waffe den obersten Finsterling der Angreifer verletzen konnte.
Jetzt bahnte sich die entscheidende Schlacht an, da endlich dem ganzen Spuk ein Ende gesetzt werden konnte. Rüstungen wurden ausgebessert, Schilde aufgenommen - sogar meine zarte Begleiterin griff zur Halmbarte und stand in der zweiten Schlachtreihe ihren Mann. Hinter dem Hof dann bezogen die Gewalthaufen ihre Stellungen, und nachdem sich Orks und Ritter nach Kräften beschimpft und beleidigt hatten, begann der Kampf. Ich stand zusammen mit der Schwarz-Weißen Garde im Zentrum. Es gab ein Hauen und ein Stecken. Die Orks hatten ihre Stellung ungünstig gewählt, im Zurückweichen wurden sie zwischen unserem Heer und einem Zaun gefangen und konnten sich schlecht bewegen. Zudem hackten die Streiter aus der zweiten Reihe (allen voran meine Begleiterin) mit ihren Hellebarden zwischen unseren Schilden hindurch emsig auf die Orks ein, während die erste Reihe mit den Schwertern säbelte. Die Orks wußten gar nicht so genau, gegen was sie sich als erstes verteidigen sollten, und so worden sie der Reihe nach niedergemacht. Hochrufe schallten über das von Gefallenen und Verwundeten übersähten Schlachtfeld und die Heiler schwärmten aus. Erst jetzt konnte ich mich umsehen. Reichsritter Orelan war bewußtlos, hatte aber den Oberbösewicht erlegt. Die edle Eila war von Orks verletzt worden, die an der äußersten rechten Flanke die Schlachtordnung umgangen hatten. Insgesamt waren unsere Verluste aber erfreulich gering, was wohl daran lag, daß die Orks keine Stangenwaffen und nur einen Bogenschützen hatten. Dennoch, die Schlacht war geschlagen, der Tag gerettet.
Den Rest des Tages wurde in der Taverne gefeiert. Die Rüstungen konnten abgelegt werden. Reichsritter Langoras hielt noch auf unserer Kämenate mir und einigen Auserwählten einen ebenso lehrreichen wie unterhaltsamen Vortrag über larhgotische Geschichte und Politik, und die wiederhergestellte Eila verführte uns (mich, meine Begleiterin Cho, und den werten Norgrimm) in der Taverne zu einem Schluck Keltentrunk nach geheimem Rezept, der einem die Haare von der Brust fallen ließ. Bald zog ich mich zum verdienten Schlummer zurück, so daß ich gar nicht mehr mitbekam, daß der allseits beliebte Staatsdämon Teschupp, Tscheschupp oder wie der noch heißt, direkt vor dem Gut auftauchte, und erst den wackeren Norgrimm und dann den tapferen Reichsritter Langoras verletzte. Alles weitere müssen jene erzählen, die nicht wie ich schon in tiefem Schlummer lagen. :) Offenbar wurde der Dämon jedoch vertrieben, denn sonst könnte ich hier und heute kaum diese Geschichte erzählen.
Ich hoffe, andere können die Lücken füllen, die noch in der Chronik um den Winter in Averbergen dieses Jahres verbleiben.
Euer ergebener Docatius Viator
– Langschwert 2007-07-07 16:36